Beitrag Do 2. Jul 2009, 13:20

VOR der Adoption

Haustiere brauchen verantwortungsvolle Halter

Sie planen die Aufnahme eines Haustiers? Dann freuen wir uns sehr, wenn Sie sich für ein neues Familienmitglied aus unserer Tierschutz-Initiative entscheiden. Unsere Aufgabe ist es dabei, unsere Schützlinge an verantwortungsvolle neue Besitzer zu vermitteln, die dauerhaft eine artgerechte Haltung gewährleisten können. Deshalb möchten wir Sie bitten, unbedingt die folgenden Fragen zu beachten und Ihre Entscheidung wohl überlegt zu treffen.


Grundsätzliches vor der Aufnahme eines Tieres

Haustiere können treue, liebevolle Partner des Menschen sein, wenn man verantwortungsvoll mit ihnen umgeht und ihre Bedürfnisse achtet. überlegen Sie sorgfältig, ehe Sie ein Tier zu sich nehmen! Von einer spontanen Anschaffung (als Geschenk zum Beispiel) ist dringend abzuraten, denn Tierhaltung verlangt Verantwortung und Opferbereitschaft.


Legen Sie sich KEIN Haustier zu, wenn:

    Sie das Tier nicht sein ganzes Leben lang behalten und versorgen können oder wollen (oft viele Jahre lang)

    Sie nicht ausreichend über Bedürfnisse und Eigenschaften des Tieres informiert sind und diese nicht ein Leben lang erfüllen und mit ihnen zurecht kommen bzw. ihnen gerecht werden können (Reinigen des Käfigs, Gassi gehen auch bei schlechtem Wetter, eine nicht mehr auf Hochglanz polierte Wohnung, Größe des Tieres, Charakter, Ausbildung etc.)

    Familienangehörige, Mitbewohner, Vermieter etc. mit der Tierhaltung nicht einverstanden sind

    Sie nicht fortdauernd die finanziellen Mittel für Pflege, Zubehör, die richtige Ernährung, eine eventuelle Ausbildung, anfallende Tierarztkosten etc. haben

    Sie nicht dauerhaft genügend Zeit für das Tier aufbringen können bzw. nicht den entsprechenden Platz haben, um das Tier artgerecht unterzubringen

    Sie nicht wissen, wo Sie im Urlaub, in den Ferien, bei Krankheit etc. das Tier unterbringen können
Sollten Sie mit nur einem der genannten Punkte Schwierigkeiten haben, ist von der Haltung eines Tieres abzuraten!



Verschenken Sie bitte keine Tiere zu Weihnachten etc.!

Ein eigenes Tier zum Kuscheln und Schmusen – davon träumen viele Kinder zu Weihnachten und teilen das dem Christkind auch gleich per Wunschzettel mit. Eltern und Verwandte können oft nur schwer widerstehen und so landen alle Jahre wieder Meerschweinchen, Kaninchen, Hunde und Katzen unterm Weihnachtsbaum (und oft kurz danach beim Tierschutz!).

Ganz abgesehen davon, dass der ganze Weihnachtstrubel die denkbar ungünstigste Zeit ist, um ein Haustier anzuschaffen, ist nach den Festtagen oft schnell die erste Euphorie über das tierische Geschenk verflogen. Dann zeigt sich dem unerfahrenen Tierbesitzer nämlich, was auf ihn zukommt: Verantwortung. Kleine und auch größere Kinder sind nicht selten überfordert, wenn es gilt, den Bedürfnissen des Neuankömmlings dauerhaft gerecht zu werden.

Aus diesem Grund sollten Tiere unbedingt erst nach
- sorgfältiger überlegung,
- gründlicher Information und
- gemeinsamer Abstimmung der ganzen Familie

angeschafft werden.


Viele Fragen müssen geklärt werden

- Hat das Kind genügend Zeit und Verantwortungsbewusstsein, sich zuverlässig täglich seinem neuen Tier zu widmen?
- Passen Kind und Tier zusammen?
- Ist Platz genug vorhanden?
- Sind die Kosten für Futter und Tierarztbesuche einkalkuliert und finanzierbar?
- Kann das Tier artgerecht gehalten werden?

Unbedingt sollte vorher abgeklärt werden, wer sich hauptsächlich um das Tier kümmert. Die Selbständigkeit der Kinder darf weder über- noch unterschätzt werden – in jedem Fall sind die Eltern verantwortlich und müssen "ein Auge drauf haben", ob das Team Kind & Tier gut miteinander auskommt – in jeder Hinsicht.


Zu bedenken ist ...

- Ein Haustier bindet die Kinder für viele Jahre
- Im Gegensatz zu Spielzeugen, die Kinder weglegen können, wenn sie langweilig werden, bleibt die Verantwortung für das Tier.
- Liegt den Kindern das Wohlergehen des Tieres so sehr am Herzen, dass sie sich täglich kümmern? Jahre lang? Und ein Meerschweinchen beispielsweise lebt gut zehn Jahre!


Der Umgang mit Tieren kann gelernt werden

Es gibt Bücher, Organisationen, und Tierschutzvereine die informieren. Für jedes Tier stehen Internetadressen und Literatur zur Verfügung, die kindgerecht über die Eigenheiten und Bedürfnisse der jeweiligen Tiere aufklären.
Vor allem aber ist es wichtig, dass die Kinder lernen: Tiere sind kein Spielzeug, sondern Lebewesen, die fühlen können.


Die Tierliebe vieler Kinder hat Grenzen

Kinder lieben junge Tiere, weil sie süß und kindlich aussehen – das allein reicht aber noch lange nicht, um ein Tier für Ihr Kind anzuschaffen. Zu berücksichtigen ist außerdem, dass Kinder eine Entwicklung durchmachen und
deshalb sich ihre Interessen oft sprunghaft ändern. Eltern sollten davon ausgehen, dass die Arbeit früher oder später doch an ihnen hängen bleiben wird! Käfig ausmisten, Katzenklo saubermachen, Spaziergänge mit dem Hund – all das sind regelmäßige Tätigkeiten, die mit zur Tierhaltung gehören und ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl erfordern.

Warum wünscht sich Ihr Kind ein Tier? Nicht selten drückt sich in dem Wunsch nach einem schmusigen, kuscheligen Tier die Sehnsucht nach Zärtlichkeit, Aufmerksamkeit, Zuwendung und Verlässlichkeit
aus.


Was geschieht im Urlaub mit dem Tier?

Planen Sie Ihr neues Haustier unbedingt in die Gestaltung Ihrer Ferien mit ein. An einigen Urlaubsorten sind Haustiere willkommen – machen Sie sich vorher kundig. Falls das Tier nicht mitreisen darf oder kann (z.B. Katze), erkundigen Sie sich bei Freunden, Nachbarn oder Verwandten (oder beim Tierschutz), wer die Betreuung während Ihrer Abwesenheit übernehmen kann.


Wenn Sie sich mit Tierhaltung nicht auskennen ...
... aber trotzdem damit beginnen wollen, überlegen Sie gut, ob Sie es artgerecht halten, regelmäßig betreuen, gesund und artgerecht ernähren und fachkundig pflegen können.
Das Einverständnis aller Familienmitglieder ist wichtig! Ein Kind kann niemals die Verantwortung für sein Tier alleine übernehmen. Das tierische „Familienmitglied“ braucht Aufmerksamkeit, Zeit, Pflege und Platz.

Wenn klar ist, dass ein Tier willkommen ist, sollte überlegt werden, welches Tier sich für welches Kind eignet.


Informieren Sie sich über alle Bedürfnisse des möglichen Hausgenossen

Erkundigen Sie sich rechtzeitig über das neue Familienmitglied. Darüber hinaus sollten Sie sich auch über Haltung und Pflege, Fütterung und Eigenheiten einen detaillierten überblick verschaffen. Hier helfen eine große Auswahl an
Fachbüchern, andere Tierbesitzer, Tierheime und Tierärzte. Bei Tieren, die Sie vom Tierschutz zu sich nehmen, helfen Ihnen die Mitarbeiter bei der Auswahl und geben Tipps für das neue Zuhause.


Die Tierheime/ Pflegestellen sind voll mit wartenden Tieren

Wenn Sie einem verlassenen Tier ein neues Zuhause geben wollen, sind Sie dort an der richtigen Adresse.
Vermeiden Sie die Anschaffung von „exotischen“ Tieren. vor allem von Reptilien. Die Lebensbedingungen für Reptilien sind anders als die anderer Haustiere. Kinder sind in der Regel damit überfordert, ihnen
optimale Haltungsbedingungen zu gönnen.

Mit vielen kleinen Nagetieren wie Meerschweinchen, Kaninchen, Mäusen und Ratten müssen Sie sich geduldig beschäftigen, bis sie handzahm werden. Auch Sie brauchen große „Tierwohnungen“, die viel Platz erfordern. Kleine Käfige (bes. die gängigen Gefängnisse aus dem Zoofachhandel) sind meist viel zu klein, um die Tiere nur im Käfig zu halten. Schnell wird dann aus Tierliebe Tierquälerei.

Hamster eignen sich NICHT für Kinder, da sie nachtaktiv sind. Ratten dagegen sind aufgeweckt, neugierig, intelligent und kontaktfreudig und somit ideale Tiere für Kinder.

Vögel, wenn sie denn in einer Wohnung gehalten werden, brauchen eine große Voliere, in der sie umherfliegen können, oder viel Freiflug. Die Haltung von Fischen erfordert ebenfalls spezielles Wissen. über
Wassertemperatur, Filter, Futter und Artgenossen sollten sich zukünftige Tierbesitzer ausgiebig informieren.

Katzen sind eigenwillig und selbstbewusst. Sie entscheiden selbst, mit wem und wann sie spielen möchten. Ideal ist ein Garten, in dem die Samtpfoten umherstreunen können. Für Kinder ist es bisweilen schwer zu verkraften, dass Katzen ihren eigenen Kopf haben und nicht nur schmusen wollen.

Hunde können Freunde und Kameraden sein, wenn die Familie ihren Bedürfnissen gerecht wird. Die Aufnahme eines Familienhundes erfordert sorgfältige Planung unter Einbeziehung aller Familienmitglieder. Hunde brauchen neben dauerhafter liebevoller Erziehung täglich mindestens zwei Stunden Auslauf im Grünen, je nach Rasse auch deutlich mehr.

Sie selbst kennen Ihr Kind am Besten! Trauen Sie ihm die Verantwortung für ein Tier zu? Wenn Sie sich nicht sicher sind, verzichten Sie auf ein Tier. Es tut den Kindern nicht gut, zu erleben, dass ein Tier unter ihrer „Aufsicht“
leidet oder körperlich oder seelisch verkümmert. Dem Tier erst recht nicht. Unregelmäßiges Füttern, schlechte Haltung und schlechte hygienische Zustände, zu wenig Auslauf und zu wenig Aufmerksamkeit – all das ist Tierquälerei. Tiere können sich nicht wehren. Zu oft landen solche unbedacht angeschafften tierischen Freunde später im Tierheim.

Wer sein Kind mit einem Tier zu Weihnachten überfordert, der verhindert, dass das Kind sich später, wenn es in der Lage ist, Verantwortung zu tragen, eine unbelastete Beziehung zum Tier aufbauen kann. Die Entscheidung für ein Tier sollte niemals aus dem spontanen Bedürfnis nach einem lebendigen Kuscheltier getroffen werden. Grundsätzlich gilt: Je jünger das Kind, desto weniger kann es Verantwortung für ein Tier übernehmen.

(Quelle: WDR)