Krankheit nach Umzug ins neue Zuhause
Unfair oder nur gedankenlos?
Von Petra Mangold, Tierärztin
Ab und zu passiert es, dass ein Tierbesitzer mit einem Tier aus einem Tierheim oder Katzenschutzverein in die Praxis kommt, das kurz nach dem Abholen eine Erkrankung entwickelt hat.
Der Tenor bei manchen Leuten ist in einem solchen Fall: "Wie können die im XY-Verein ein krankes Tier abgeben?" oder auch: "Wieso hat der behandelnde Tierarzt diese Erkrankung nicht vorher erkannt?". Mancher geht sogar so weit, dieses Tier dann (oft unter Vorwürfen) der betreffenden Tierschutzorganisation zurückzubringen.
Unfairerweise wird der Tierschutzorganisation die Verantwortung zugeschoben, oft auch für eine Erkrankung, die erst Monate nach der Aufnahme des Tieres auftritt! Aber vielleicht sind solche Leute auch eher gedankenlos, und haben sich noch nie Gedanken darüber gemacht, welche Tiere das denn überhaupt sind, die in Tier- oder Katzenheime abgeschoben werden und welche Arbeit die (gewöhnlich freiwilligen und unbezahlten) Helfer dort leisten?
Ein Tier, welches abgegeben wird, ist primär unerwünscht.
Es hat in vielen Fällen schon manches mitgemacht, ist vielleicht misshandelt worden. Oft landen dort auch viel zu junge Tiere ohne ihre Mutter. Das bedeutet: vorherrschend stehen fast alle Pfleglinge unter starkem Stress (dies gilt für Katzen sogar noch stärker als für Hunde); sie kommen in eine neue, fremde und für sie vielleicht unheimliche Umgebung, meist erst mal zur Quarantäne in einen Käfig. Sie haben ständig andere Menschen und Tiere um sich herum; zwangsläufig sind bei einem größeren Kollektiv auch mal kranke Tiere dabei, d.h. es herrscht zeitweise ein gewisser Infektionsdruck. Durch den Stress sind diese Tiere anfälliger als Tiere, die immer im selben Haushalt leben, insbesondere Welpen unter 10-12 Wochen. Die Therapie besteht dann in der Verabreichung von Medikamenten und auch abwehrsteigernden Mitteln und muss vom Tierarzt und den Helfern gewissenhaft durchgeführt werden.
Passiert es nun, dass ein frisch aufgenommenes Tier nach einigen Tagen zu Hause plötzlich krank wird, kann es sich nun schon jeder selber denken: Die neuerliche Umstellung stellte wieder eine Stress-Situation dar, und kann dadurch zu einer Erkrankung führen. Die "Schuld" liegt dann aber nicht beim Verein oder beim Tierarzt, sondern in der Natur der Sache.
Auch Impfungen können nicht alles verhindern. Erstens kann man nicht gegen alles impfen, und zweitens dauert es auch eine gewisse Zeit, bis ein belastungsfähiger Impfschutz überhaupt aufgebaut werden kann. Manche Tierbesitzer erwarten auch zuviel. Eine beliebte Frage ist z.b.: "Ist die Katze auch Leukose/FIP getestet/geimpft?". Ein solcher Test oder auch Impfung wird aber nur bei Verdacht oder besonderem Bedarf durchgeführt, routinemäßig wäre es viel zu teuer.
Damit komme ich zum letzten Punkt.
Dieser betrifft das liebe Geld: ... Versorgung und tierärztliche Betreuung der Tiere benötigen eine ganze Menge Geld, das mühsam erworben werden muß (wiederum von den freiwilligen, unbezahlten Helfern, die ihre Freizeit für Sommerfeste, Flohmärkte etc. opfern).
Deshalb sollte es sich jeder überlegen, ob es nicht gerechtfertigt ist, für ein abgeholtes Tier auch eine gewisse Summe zu bezahlen, vielleicht auch mal einen Betrag zu spenden. Ganz gewiss gibt es da keinen Verdienst, sondern im allgemeinen können nicht einmal die angefallenen Kosten gedeckt werden.
Was ich mit diesem Artikel erreichen möchte?
Dass sich vielleicht der eine oder die andere davon überzeugen lässt, ein Tier nicht gleich wieder zurückzubringen, wenn es mal ein Problem gibt und ein bisschen Verständnis zu wecken für die Vereine und die Tiere.
Quelle
Siehe auch Garantiefall Tierschutztier?
Von Petra Mangold, Tierärztin
Ab und zu passiert es, dass ein Tierbesitzer mit einem Tier aus einem Tierheim oder Katzenschutzverein in die Praxis kommt, das kurz nach dem Abholen eine Erkrankung entwickelt hat.
Der Tenor bei manchen Leuten ist in einem solchen Fall: "Wie können die im XY-Verein ein krankes Tier abgeben?" oder auch: "Wieso hat der behandelnde Tierarzt diese Erkrankung nicht vorher erkannt?". Mancher geht sogar so weit, dieses Tier dann (oft unter Vorwürfen) der betreffenden Tierschutzorganisation zurückzubringen.
Unfairerweise wird der Tierschutzorganisation die Verantwortung zugeschoben, oft auch für eine Erkrankung, die erst Monate nach der Aufnahme des Tieres auftritt! Aber vielleicht sind solche Leute auch eher gedankenlos, und haben sich noch nie Gedanken darüber gemacht, welche Tiere das denn überhaupt sind, die in Tier- oder Katzenheime abgeschoben werden und welche Arbeit die (gewöhnlich freiwilligen und unbezahlten) Helfer dort leisten?
Ein Tier, welches abgegeben wird, ist primär unerwünscht.
Es hat in vielen Fällen schon manches mitgemacht, ist vielleicht misshandelt worden. Oft landen dort auch viel zu junge Tiere ohne ihre Mutter. Das bedeutet: vorherrschend stehen fast alle Pfleglinge unter starkem Stress (dies gilt für Katzen sogar noch stärker als für Hunde); sie kommen in eine neue, fremde und für sie vielleicht unheimliche Umgebung, meist erst mal zur Quarantäne in einen Käfig. Sie haben ständig andere Menschen und Tiere um sich herum; zwangsläufig sind bei einem größeren Kollektiv auch mal kranke Tiere dabei, d.h. es herrscht zeitweise ein gewisser Infektionsdruck. Durch den Stress sind diese Tiere anfälliger als Tiere, die immer im selben Haushalt leben, insbesondere Welpen unter 10-12 Wochen. Die Therapie besteht dann in der Verabreichung von Medikamenten und auch abwehrsteigernden Mitteln und muss vom Tierarzt und den Helfern gewissenhaft durchgeführt werden.
Passiert es nun, dass ein frisch aufgenommenes Tier nach einigen Tagen zu Hause plötzlich krank wird, kann es sich nun schon jeder selber denken: Die neuerliche Umstellung stellte wieder eine Stress-Situation dar, und kann dadurch zu einer Erkrankung führen. Die "Schuld" liegt dann aber nicht beim Verein oder beim Tierarzt, sondern in der Natur der Sache.
Auch Impfungen können nicht alles verhindern. Erstens kann man nicht gegen alles impfen, und zweitens dauert es auch eine gewisse Zeit, bis ein belastungsfähiger Impfschutz überhaupt aufgebaut werden kann. Manche Tierbesitzer erwarten auch zuviel. Eine beliebte Frage ist z.b.: "Ist die Katze auch Leukose/FIP getestet/geimpft?". Ein solcher Test oder auch Impfung wird aber nur bei Verdacht oder besonderem Bedarf durchgeführt, routinemäßig wäre es viel zu teuer.
Damit komme ich zum letzten Punkt.
Dieser betrifft das liebe Geld: ... Versorgung und tierärztliche Betreuung der Tiere benötigen eine ganze Menge Geld, das mühsam erworben werden muß (wiederum von den freiwilligen, unbezahlten Helfern, die ihre Freizeit für Sommerfeste, Flohmärkte etc. opfern).
Deshalb sollte es sich jeder überlegen, ob es nicht gerechtfertigt ist, für ein abgeholtes Tier auch eine gewisse Summe zu bezahlen, vielleicht auch mal einen Betrag zu spenden. Ganz gewiss gibt es da keinen Verdienst, sondern im allgemeinen können nicht einmal die angefallenen Kosten gedeckt werden.
Was ich mit diesem Artikel erreichen möchte?
Dass sich vielleicht der eine oder die andere davon überzeugen lässt, ein Tier nicht gleich wieder zurückzubringen, wenn es mal ein Problem gibt und ein bisschen Verständnis zu wecken für die Vereine und die Tiere.
Quelle
Siehe auch Garantiefall Tierschutztier?