Beitrag Mi 8. Okt 2008, 15:28

Katze: Corona oder FIP ? Was sagt der Test aus?

1. Kurze Kompakt-Version

Aussagekraft des "FIP-Tests"

Zuerst: Es gibt keinen FIP-Test!

Der sogenannte "FIP-Test" ist ein Test auf das Vorliegen von Antikörpern gegen das feline Coronavirus, also ein Corona-Antikörper-Test.

Weit über 50 % der deutschen Katzen haben diese Antikörper im Blut und haben folglich auch ein positives Testergebnis. Die meisten dieser Katzen werden in ihrem Leben mit diesem Virus keinerlei Probleme haben. Doch einige Katzen werden an einer FIP erkranken und sterben.

Der Corona-Antikörper-Test ist positiv, wenn die Katze entweder "gegen FIP geimpft" wurde, oder akut an einer FIP erkrankt ist, oder eine harmlose Infektion mit dem Coronavirus hat oder auch vor längerer Zeit einmal eine Infektion hatte.

Der Corona-Antikörper-Test ist negativ bei Katzen, die eine FIP im Endstadium haben oder bei Katzen, die noch nie in Kontakt mit dem felinen Coronavirus gekommen sind.

Ergo lässt das Testergebnis viele Möglichkeiten und reichlich Freiraum für Spekulationen offen. Definitiv aussagekräftig ist nur das negative Testergebnis bei einer gesunden Katze!


Bild

2. Ausführliche Version

Coronaviren oder FIP-Viren?

Corona versus FIP:

In vielen Beiträgen in Halterforen wird zwischen Coronaviren und FIP (feliner infektiöser Peritonitis) nicht unterschieden. Das jedoch ist ein entscheidender Fehler. Das Coronavirus ist ein harmloses aber häufiges Virus, das im schlimmsten Falle einen Durchfall erzeugt. Erst wenn dieses Virus (aus bis heute noch nicht bekannten Ursachen) im Körper der Katze mutiert, wird es zum FIP-Virus und somit zur lebensgefährlichen Bedrohung. Bricht die FIP (feuchte und trockene Form sind möglich) aus, gibt es bis heute leider keine Therapie. Der Tod tritt meist in wenigen Tagen ein...

Der Test

Beim Tierarzt kann man sein Tier testen lassen. Diese Tests beziehen sich jedoch immer (mit einer Ausnahme, siehe nächste Absatz) auf Coronaviren. Auch werden diese nicht selbst nachgewiesen, sondern nur die Antikörper gegen sie. Es ist also falsch, bei einem positiven Testergebnis von einer FIP-kranken Katze bzw. von einer Katze die FIP-Viren in sich trägt zu sprechen! Eine Unterscheidung von harmlosen Coronaviren und mutierten, tödlichen FIP-Viren ist mit herkömmlichen Tests nicht möglich.

Ein einziger Test kann die mutierten FIP-Viren nachweisen. Dieser Test kann jedoch nur aus einem schon bestehenen Bauchhöhlenerguss (meist bernsteinfarbene, zähe Flüssigkeit) erstellt werden. Mit seiner Hilfe werden die Viren in den Makrophagen nachgewiesen, in denen sie sich nur als mutierte Form befinden. Da das Tier hierzu schon erkrankt sein muss, dient dieser Test nur der Differenzierung, ob ein Erguss wirklich einer FIP oder aber anderen Problemen, wie z. B. einem ödem wegen Herzinsuffizienz, einem Bauchhöhlenerguss wegen einer Infektion etc. zuzurechnen ist. In der Tierarztpraxis kann vorab bei einem Bauchhöhlenerguß die sogennate Rivalta-Probe gemacht werden. Diese ist jedoch auch nur geeignet, den Verdacht auf FIP zu erhärten und auch bei positiven Ergebnis noch kein sicherer Beweis.

Was aber sagt der normale Coronavirentest aus?

Ein negativer Titer kann bedeuten, dass das Tier

* a) nie mit dem Virus in Kontakt gekommen ist und somit auch keine FIP entwickeln wird - vorausgesetzt(!) es lebt in einem coronavirenfreien Haushalt (dazu weiter unten mehr) ohne Kontakt zu positiven oder ungetesteten Tieren und natürlich ohne Freigang. Lebt das Tier nicht im coronavirenfreien Haushalt ohne Ausgang etc., war der Test sinnlos, und man sollte sich diese Ausgabe sparen. Denn Coronaviren sind monatelang überlebensfähig. Die beste Freundin, die zu Besuch kommt, kann die Coronaviren ihrer Katze an der Hose mitbringen, mit der sich sich dann aufs Sofa setzt. Und Freiläufer holen sich die Viren vielleicht beim nächsten Treffen mit ihren Artgenossen oder bei der Benutzung einer "öffentlichen Katzentoilette!. Und schon morgen kann der Test positiv ausfallen.

* b) sich bereits im Endstadium einer FIP-Infektion befindet - siehe weiter unten im Text.

Weiterhin ist zu beachten, dass ein Tier erst dann als negativ eingestuft werden sollte, wenn es zwei Tests durchlaufen hat. Einmal den oben schon erwähnten herkömmlichen Coronavirentest aus Blut und zum anderen sollte zusätzlich ein Ausscheidungstest mittels Kotprobe erfolgen. Es gibt Fälle, in denen keine Antikörper im Blut nachweisbar sind, das Tier aber trotzdem Viren ausscheidet. Das kann z.B. passieren, wenn das Tier immungeschwächt ist und keine Kraft mehr hat, Antikörper zu bilden!

Ein positiver Titer bedeutet, dass das Tier bereits mit Viren in Kontakt kam und Antikörper entwickelt hat. Antikörper bilden sich als Immunabwehr gegenüber dem Virus, um dieses im Körper unschädlich zu machen. Beim Test werden die Antikörper und NICHT das Virus nachgewiesen. Somit ergeben sich mehrere Möglichkeiten für ein positiv getestetes Tier:

* a) Es trägt das Virus noch in sich, erkrankt aber niemals an FIP, da das Virus nicht mutiert.
* b) Es trägt nur noch die Antikörper in sich und hat das Virus längst eliminiert. Auch dieses Tier kann natürlich nicht an FIP erkranken, wenn es keinen erneuten Kontakt dazu hat.
* c) Es trägt das Virus noch in sich und hat das Pech, dass dieses eines Tages mutiert und es daran stirbt.

Was bedeutet coronavirenfreie Haltung?
Um einen Haushalt coronavirenfrei zu halten, sind Vorkehrungen nötig, die kaum ein normaler Mensch erfüllen möchte. Alle Besucher dürften dann z. B. nur in hauseigener Schutzkleidung die Wohnung betreten. Schuhe ausziehen hilft nicht viel, denn auch oder gerade an den Strümpfen können sich Viren aus dem anderen Haushalt befinden. Besucher und Halter dürfen natürlich die Tiere nur mit gewaschenen Händen anfassen. Türklinken müssen regelmäßig desinfiziert werden... neue Gegenstände die hinzu kommen ebenfalls... etc. Und natürlich dürfen die Tiere selbst keinen Freigang oder Kontakt mit coronavirenpositiven Katzen haben. Für Züchter wird dieses Vorgehen sogar empfohlen. Leider hält sich kaum einer daran.

Wann ist ein Coronaviren-Test sinnvoll?
Da es Gegenden gibt, in denen bis zu 90% aller freilaufenden Katzen Antikörper haben und kaum ein Haushalt sich diesen Regelungen unterwirft, macht ein Coronavirentest im Normalfall keinerlei Sinn!

Es gibt nur zwei Situationen in denen ein Test sinnvoll ist:

* a) Im Haushalt leben nur nachweislich negativ getestete Katzen und alle Vorkehrungen, die ein Einschleppen des Coronavirus im Alltag verhindern werden - wie oben aufgelistet - getroffen.
* b) Das Tier zeigt Symptome einer FIP (dicker Bauch, Ikterus, Rivaltaprobe pos. etc.) und die Verdachtsdiagnose soll nun mittels Titer erhärtet werden. Sicher kann man jedoch auch dann nicht sein, denn auch eine Katze im Endstadium von FIP kann einen Nulltiter haben, wenn alle Antikörper mit dem Virus in Komplexen gebunden und somit nicht mehr nachweisbar sind. Diese Immun-Komplexe sind es im übrigen auch, die für den Tod des Tieres sorgen - und nicht das mutierte Virus selbst.


Sollte man impfen lassen?


Am gefährdetsten sind natürlich Freigänger. Für sie gibt es keinen sinnvollen Schutz. Auch die sogenannte FIP-Impfung (richtig wäre Coronaviren-Impfung), die von vielen Tierarztpraxen angeboten wird, macht nur Sinn, wenn das betreffende Tier vorher auf Coronaviren getestet wurde und es einen NULL-Titer zeigt. Auch alle anderen im Haushalt lebenden Katzen sollten einen Null-Titer haben. Ein wirklicher Schutz wurde jedoch bei dieser sehr umstrittenen Impfung bisher nicht nachgewiesen.
Lt. Statistik erkranken vor allem junge Tiere und die Tiere über ca. 11 Jahre. Und nach neuestem Stand der Forschung kann das mutierte FIP-Virus auf natürlichem Wege nicht mehr übertragen werden... Nur die Bauchhöhlenflüssigkeit selbst bei einer FIP ist noch hochinfektiös.


FIP-positiv und unvermittelbar?


Das vielerort herrschende Halbwissen um FIP hat schon vielen Tieren enormes Leid gebracht. So gab es Zeiten, in denen alle coronaviren-positiv getesteten Fundtiere in Tierheimen oder auch in Tierarztpraxen ohne weiteres euthanasiert wurden.
Und auch heute noch findet man in diversen Foren und auf vielen Tiervermittlungsseiten Katzen mit dem Prädikat *FIP-pos.* (gemeint ist aber Coronaviren-pos.) und *unvermittelbar*! Wäre das Tier FIP-positiv, wäre an eine Vermittlung nicht mehr zu denken, denn es wäre schwer krank und würde die nächsten Tage nicht überleben. Diese Aussage sagt somit wenig über das Tier aus. Es ist nur eines von gebietsweise 90% positiv testender Katzen. Dafür sagt sie um so mehr über die Vermittler aus: Oft herrscht hier ein gnadenloses Wissensvakuum... auch oder gerade in Tierheimen.

Quelle Siehe auch Laboklin: Was ist FIP

Katzen-Leukose & FIV
Laboklin: FeLV und FIV - Antworten zu den häufigsten Fragen