Katzen und alte Menschen
Ein Beitrag von Rudi Wolff, Katzenschutzbund Düsseldorf.
In den meisten Fällen kommt man zum Katzenschutzbund, wenn das “Kind schon in den Brunnen gefallen ist”! Es gibt Dinge im Tierschutz, die man Jahre im Voraus planen kann, zum Schutz der Tiere und zur eigenen Beruhigung.
Ein gravierender Punkt ist die Anschaffung eines Tieres in vorgerücktem Alter (hier: der Katze). Sie sehen, ich versuche, mich vorsichtig auszudrücken. Aber - wir werden alle einmal älter, und da dies eine unabänderliche Tatsache ist, dürfte sich kaum jemand auf den ,Schlips getreten fühlen”. Viele ältere Menschen schaffen sich zu ihrer Erbauung ein Tier an. Grundsätzlich ist hiergegen nichts einzuwenden, wenn man gesund ist und das Tier ordnungsgemäß pflegen, bzw. verpflegen kann. Erfahrungsgemäß sind die meisten älteren Menschen jedoch nicht davon zu überzeugen, dass es für beide Teile - Mensch und Tier - besser ist, wenn man sich ein “älteres Tier” anschafft.
Ein Beispiel: Eine Katze. kann bis zu 20 Jahre alt werden. Ist der Mensch 50 Jahre alt, kann man davon ausgehen, dass er das 70. Lebensjahr erreicht. Kann er aber davon ausgehen, dass, wenn er sich mit 70 Jahren eine junge Katze anschafft, die nun folgenden 20 Katzenjahre auch noch erlebt (er wäre dann nämlich 90 Jahre alt, und die erreichen - leider - die meisten Menschen nicht)? Ich wünsche Ihnen allen, liebe Freunde der Tiere, dass Sie sehr alt werden, aber: je älter Sie werden, desto geringer wird Ihre Lebenserwartung, das ist eine Tatsache, über die man offen sprechen kann, weil sie unabänderlich ist. Was aber passiert dann mit Ihrer geliebten Katze? Tierheim, einschläfern, zu den Kindern…? Seien Sie bitte nicht gutgläubig.
Katzen und alte Menschen. In 90 % aller Fälle schieben Ihre Kinder oder die Menschen, die Ihnen versprochen haben Ihre Katze zu übernehmen, das Tier sofort nach Ihrem Tode ab. In den Tierheimen verkümmern die Tiere, weil ihnen die Bezugsperson fehlt. Vermittelbar ist eine solche Katze nur in den wenigsten Fällen, denn: Niemand will eine gebrauchte Katze. Fast alle Menschen, die sich ein Tier anschaffen, wollen ein junges Tier. Der Kreislauf beginnt von vorn!
Liebe ältere Tierfreunde! Tiere im Alter sind sicher etwas Schönes - aber nur dann, wenn das Danach gesichert ist. Aus eigener Erfahrung wissen Sie, dass Ihnen keiner gut genug ist für IHR Tier, darum ziehen Sie einmal die Konsequenzen Ihrer jahrelangen Tierliebe und der ewigen Beteuerungen “für mein Tier tue ich alles”. Hier ist eine einmalige Chance, “ALLES für Ihr Tier” zu tun.
Bitte, denken Sie an meinen Vorschlag: Nehmen Sie als betagter Mensch auch eine betagte Katze zu sich. Einen besseren Beitrag zum Schutze und Nutzen von Tier und Mensch können Sie nicht leisten. Wenn Sie die Vorzüge einer älteren Katze kennen lernen möchten, fragen Sie uns, wir informieren Sie gerne.
Jeder weiß, dass die Tierhaltung einen erfreulich positiven Einfluss auf den Menschen hat. Dies gilt besonders bei alten und kranken Menschen. - In letzter Zeit häufen sich Pressemeldungen über die besseren Heilungschancen von Kranken. Das Schlagwort “Katze auf Krankenschein” hört man fast täglich. Tiere, ärztlich verordnet, für kranke, kontaktarme, vereinsamte Menschen - dies erweckt zunächst den Eindruck, es sei zu einem begrüßenswerten Umdenken gekommen.
Machen wir uns nichts vor, wer die Menschen nicht mag, mag auch keine Tiere. “Ein Mensch, der mit seiner Umwelt und den Nachbarn im Hader liegt, Kinder wegjagt, sich in Hass und Misstrauen verzehrt, liebt nur noch seinen treuen alten Hund.” Sicherlich mag diese Beschreibung auf manchen “Menschenhasser” zutreffen. Schauen wir uns jedoch diesen Menschen einmal näher an, bemerken wir, dass auch sein Tier nicht gut behandelt wird.
Der Katzenschutzverein Dortmund hat erstmalig in der Bundesrepublik Deutschland den Versuch gestartet, Katzen in Altenheimen unterzubringen, hoffen wir, dass aus dem Versuch eine Langzeiteinrichtung wird. Erstrebenswert ist es, dass eines Tages der alte Mensch sein Tier mit ins Altersheim nehmen darf, und dass dies zur Regel wird und nicht die Ausnahme bleibt.
Autor: Rudi Wolff, Vorsitzender des “Katzenschutzbundes e.V.“, Düsseldorf