Administrator
Beiträge: 915
Registriert: Sa 29. Mär 2008, 12:53
Wohnort: 63667 Nidda
So 26. Jun 2011, 15:59 von ADOP-Tiervermittlung
Tier der Woche - Die Krähe
Rabenkrähe
Spannend: Joshua Klein über die Intelligenz von Krähen (Video).
Unbedingt wenigstens 3:00 bis 3:57 ansehen, staunen und fortan Respekt zollen!
Man kann deutsche Untertitel einblenden lassen oder die übersetzung rechts neben dem Video lesen oder hier ("Versteckten Text ansehen" klicken):
Wie viele von Ihnen haben Alfred Hitchcocks Film 'Die Vögel' gesehen? Und wer von Ihnen hätte dabei fast die Panik bekommen? Sie sollten jetzt vielleicht den Saal verlassen. (Gelächter) Dies hier ist ein Snackautomat für Krähen. Während der letzten paar Tage haben mich viele von Ihnen gefragt: "Wie sind Sie denn darauf gekommen? Was hat Sie dazu gebracht?" Es begann, wie so viele große Ideen, oder zumindest wie so viele Ideen, die man nicht mehr aus dem Kopf bekommt, auf einer Cocktailparty. Vor etwa zehn Jahren war ich mit einem meiner Freunde auf einer Cocktailparty, und wie wir so da saßen, beschwerte er sich über die Krähen, von denen es in seinem Garten wimmelte und die dort eine Riesenschweinerei anrichteten. Und er erklärte mir, dass wir diese Viecher eigentlich auslöschen sollten. Wir sollten sie töten, weil sie Unordnung anrichten. Ich sagte, dass das eine blöde Idee sei und dass wir sie vielleicht stattdessen dazu bringen sollten, etwas nützliches zu tun. Aber er behauptete, das sei unmöglich.
Ich denke, ich bin nicht der einzige hier, den es unglaublich ärgert, wenn ihm jemand sagt, dass etwas unmöglich sei. Also verbrachte ich die nächsten zehn Jahre damit, in meiner Freizeit über Krähen zu lesen. (Gelächter) Und nach zehn Jahren sagte meine Frau dann eines Tages: "Weisst du, du solltest das machen, wovon du erzählt hast und den Snackautomaten bauen." Also hab ich das gemacht. Einer der Gründe, weshalb ich das interessant fand, ist, dass ich festgestellt habe, dass uns besonders die Tierarten auffallen, die auf diesem Planeten aussterben, weil die Menschen immer mehr Raum zum Leben beanspruchen. Aber niemand scheint all die Spezies zu beachten, die weiterleben – die überleben. Ich spreche hier vor allem über synanthrope Spezies, also Arten, die sich speziell an menschliche Lebensräume angepasst haben. Arten wie Ratten und Kakerlaken und Krähen.
Als ich begann, mich mit ihnen zu beschäftigen, stellte ich fest, dass sie sich unglaublich gut angepasst haben. Sie sind extrem gut darin geworden, mit uns zusammen zu leben. Und im Gegenzug haben wir die ganze Zeit versucht, sie zu töten. Und genau dadurch haben wir sie zum Parasitentum herangezüchtet. Wir haben ihnen alle möglichen Gründe gegeben, sich neu anzupassen. Ratten zum Beispiel sind extrem anpassungsfähig. Und Kakerlaken sind, wie jeder weiß, der schon einmal versucht hat, sie wieder los zu werden, immun gegen die Gifte geworden, die wir verwenden. Also habe ich mir gedacht: 'Bauen wir etwas, von dem beide Seiten profitieren. Bauen wir etwas, von dem wir beide einen Nutzen haben, und lasst uns einen Weg finden, eine neue Beziehung zu diesen Arten aufzubauen.' Also habe ich den Snackautomaten gebaut.
Die Geschichte dieses Automaten ist allerdings ein wenig interessanter, wenn man etwas mehr über Krähen weiß. Wie sich herausgestellt hat, überleben Krähen nicht bloß in der Nähe von Menschen, sie gedeihen dort regelrecht. Man findet sie überall auf dem Planeten, mit Ausnahme der Arktis und der Südspitze Südamerikas. Und in diesem ganzen Gebiet brüten sie selten mehr als fünf Kilometer von Menschen entfernt. Selbst wenn wir also nicht an sie denken, sind sie doch ständig in unserer Nähe. Und, wie nicht anders zu erwarten, wenn man das menschliche Bevölkerungswachstum berücksichtigt – mehr als die Hälfte der menschlichen Bevölkerung lebt mittlerweile in Städten und dort finden neunzig Prozent des Bevölkerungswachstums statt –, sehen wir ein massives Anwachsen der Krähenpopulation. Vogelzählungen deuten darauf hin, dass wir es bei ihnen mit einem exponentiellem Wachstum der Population zu tun haben könnten. Das ist also keine große überraschung.
Was ich aber wirklich interessant fand, war, dass die Vögel sich auf ziemlich ungewöhnliche Weise angepasst haben. Ich zeige Ihnen dazu mal ein Beispiel. Das hier ist Betty. Sie ist eine Geradschnabelkrähe aus Neukaledonien. In der freien Wildbahn benutzen diese Krähen Stöckchen, um Insekten und dergleichen aus Holzstücken herauszubekommen. Hier versucht sie gerade, ein Stück Fleisch aus einem Röhrchen herauszuholen. Aber die Forscher hatten ein Problem. Sie hatten einen Fehler gemacht und bloß ein Stückchen Draht im Labor gelassen. Betty hatte so etwas auch noch nie vorher gemacht. Wie Sie sehen, klappte es nicht besonders gut. Also passte sie sich an.
Dieses Verhalten ist vollkommen spontan. Sie hatte so etwas noch nie vorher gesehen. Niemand hat ihr beigebracht, den Draht zu einem Haken zu biegen, oder ihr gezeigt, wie das geht. Sie ist ganz von selbst darauf gekommen. Vergessen Sie nicht, dass sie niemals vorher gesehen hat, wie man das tut. Genau. (Gelächter) Ja. Alles klar. (Applaus) Das ist dann der Zeitpunkt, an dem Forscher ausflippen. (Gelächter)
Wir stellen also immer mehr fest, dass Krähen wirklich, wirklich intelligent sind. Ihre Gehirne haben im Vergleich zu ihrem Körper die gleichen Proportionen wie Schimpansengehirne. Es gibt alle möglichen Anekdoten über die verschiedenen Arten von Intelligenz, über die sie verfügen. In Schweden beispielsweise warten die Krähen darauf, dass Angler ihre Angelleinen in Eislöchern auslegen. Wenn die Angler weggehen, fliegen die Krähen dort hin, holen die Leinen ein und fressen den Fisch oder den Köder. Das ist ziemlich lästig für die Angler.
Ein ganz anderes Beispiel: An der University of Washington wurde vor einigen Jahren ein Experiment durchgeführt, für das Krähen auf dem Campus eingefangen wurden. Ein paar Studenten fingen einige Krähen in Netzen, brachten sie ins Labor, wogen und vermaßen sie und so weiter und ließen sie wieder frei. Sie fanden es sehr lustig, dass für den Rest der Woche diese Krähen diese speziellen Studenten, wann immer sie über den Campus gingen, ankrächzten und um sie herum liefen und ihnen so ein wenig das Leben vermiesten.
Sie fanden es weitaus weniger lustig, als sich dies in der folgenden Woche fortsetzte. Und im folgenden Monat. Und nach den Sommerferien. Bis sie schließlich ihren Abschluss machten und den Campus verließen – und sicher froh waren, dort weg zu kommen –, einige Zeit später zurück kamen und feststellten, dass die Krähen sich noch immer an sie erinnerten. Und die Moral von der Geschichte: Leg dich bloß nicht mit Krähen an. Jetzt tragen die Studenten der University of Washington, wenn sie diese Krähen untersuchen, eine riesige Perücke und eine große Maske. (Gelächter) Das ist ziemlich interessant.
Wir wissen also, dass diese Krähen wirklich schlau sind, aber je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, desto deutlicher wurde, dass sie über eine noch bedeutsamere Anpassung verfügen.
Video: Krähen sind sehr geschickt darin geworden, in dieser neuen urbanen Umwelt ein Auskommen zu finden. In dieser japanischen Stadt haben sie eine Möglichkeit gefunden, eine Nahrungsquelle zu erschließen, die ihnen normalerweise verschlossen bleibt – indem sie sie in den Verkehr werfen. Die Schwierigkeit besteht jetzt darin, die Einzelteile einzusammeln, ohne überfahren zu werden. Warte, bis der Verkehr an der roten Ampel anhält. Dann sammle deine geknackte Nuss vollkommen sicher ein.
(Gelächter) (Applaus) Joshua Klein: Ja, ja. Ziemlich interessant. Was daran bedeutsam ist, ist nicht, dass Krähen Autos benutzen um Nüsse zu knacken. In Wirklichkeit ist das ein alter Hut für Krähen. Das kam vor zehn Jahren auf, in einem Ort namens Sendai City, bei einer Fahrschule in den Vororten von Tokyo. Und seitdem übernehmen alle Krähen aus der Nachbarschaft dieses Verhalten. Und heutzutage steht jede Krähe in einem Umkreis von fünf Kilometern am Straßenrand, und wartet darauf, ihr Mittagessen einzusammeln.
Sie lernen also voneinander. Und die Forschung bestätigt dies. Die Eltern scheinen es ihren Jungen beizubringen. Sie haben von ihren Kollegen gelernt. Sie haben von ihren Gegnern gelernt. Wenn ich noch etwas Zeit habe, werde ich ihnen von einem Fall von Untreue bei Krähen erzählen, der diesen Punkt sehr schön verdeutlicht. Der Punkt ist, dass sie eine kulturelle Anpassung entwickelt haben. Und wie wir gestern gehört haben, ist das die Kiste der Pandora, die uns Menschen in Schwierigkeiten bringt, und wir können erste Anzeichen dafür bei ihnen sehen. Sie sind in der Lage, sich sehr schnell und sehr flexibel an neue Herausforderungen und neue Ressourcen in ihrer Umwelt anzupassen, was sehr praktisch ist, wenn man in einer Stadt lebt.
Wir wissen also, dass es eine Menge Krähen gibt. Wir haben herausgefunden, dass sie wirklich schlau sind und dass sie einander Dinge beibringen können. Als mir das alles klar wurde, begriff ich, dass es die einzige naheliegende Sache wäre, einen Snackautomaten zu bauen. Also haben wir das gemacht. Das hier ist ein Snackautomat für Krähen. Er nutzt Skinnersche Konditionierung um ihr Verhalten über vier Stufen auszubilden. Das ist ziemlich einfach. Was im Grunde genommen passiert, ist, dass wir ihn auf einem Feld aufstellen, oder anderswo, wo es viele Krähen gibt, und wir platzieren Münzen und Erdnüsse auf dem Boden rund um die Maschine. Irgendwann kommen dann die Krähen und fressen die Erdnüsse und gewöhnen sich an die Maschine. Und nach einiger Zeit haben sie alle Erdnüsse gefressen. Dann sehen sie, dass hier auf dem Futterbrett Erdnüsse liegen, hüpfen hoch und bedienen sich. Und wenn sie wegfliegen, spuckt die Maschine mehr Münzen und Erdnüsse aus und das Leben ist wirklich toll, wenn man eine Krähe ist. Dann kann man jederzeit vorbeikommen und sich eine Erdnuss besorgen.
Wenn sie sich richtig daran gewöhnt haben, machen wir mit den Krähen weiter, die zurückkommen. Jetzt haben sie sich an das Geräusch der Maschine gewöhnt und kommen immer wieder zurück und graben in dem Münzhaufen nach den Erdnüssen. Sobald sie so richtig glücklich damit sind, machen wir weiter und stellen sie vor ein Problem.
Wir gehen zur dritten Stufe über, in der wir ihnen nur eine Münze geben. Wie die meisten von uns, die sich an eine gute Sache gewöhnt haben, ärgert sie das tierisch. Also machen sie das, was sie in der Natur tun, wenn sie nach etwas suchen: Sie schieben Dinge mit ihrem Schnabel zur Seite. Genau das tun sie hier, wodurch die Münzen in die öffnung fallen und wenn das passiert, bekommen sie eine Erdnuss. Das geht eine ganze Weile so. Die Krähen lernen, dass alles, was sie tun müssen, ist, vorbeizukommen, darauf zu warten, dass die Münze herauskommt, die Münze in die öffnung zu stoßen und schon bekommen sie eine Erdnuss.
Und wenn sie sich damit so richtig wohl fühlen, gehen wir zur letzten Stufe über, in der sie vorbeikommen und nichts passiert. Hier sehen wir jetzt den Unterschied zwischen Krähen und anderen Tieren. Eichhörnchen zum Beispiel würden vorbeikommen, nach der Erdnuss suchen und wieder gehen. Zurückkommen, nach der Erdnuss suchen, weggehen. Das machen sie vielleicht eine halbes Dutzend Male bevor sie sich langweilen und auf der Straße spielen gehen.
Krähen andererseits kommen vorbei und versuchen es zu verstehen. Sie wissen, dass die Maschine sie über drei verschiedene Verhaltensstufen hinweg an der Nase herumgeführt hat. (Gelächter) Sie kommen zu dem Schluss, dass das nicht alles gewesen sein kann. Also stoßen sie die Maschine an, hacken nach ihr und so weiter. Irgendwann kommt dann eine Krähe auf die schlaue Idee: "Hey, da liegen doch noch eine Menge Münzen von der ersten Stufe des Versuchs auf dem Boden herum!", hüpft hinunter, hebt sie auf und wirft sie in die öffnung. Und dann geht es erst richtig los. Diese Krähe erfreut sich an einem vorübergehenden Monopol auf Erdnüsse, bis ihre Freunde herausfinden, wie es funktioniert, und los gehts.
Was hierbei für mich von Bedeutung ist, ist nicht, dass wir Krähen beibringen können, sich Erdnüsse abzuholen. Es gehen allerdings jährlich 216 Millionen Dollar an Münzgeld verloren, bloß bin ich mir nicht sicher, ob ich mich auf diese Rendite durch die Krähen verlassen kann. Stattdessen sollten wir meiner Meinung nach im größeren Rahmen denken. Ich denke, dass man Krähen beibringen kann, andere Dinge zu tun. Warum sollte man ihnen zum Beispiel nicht beibringen, nach Veranstaltungen im Stadion Müll aufzusammeln? Oder teure Komponenten in ausrangierten Elektronikbauteilen zu suchen. Oder bei Such- und Rettungsaufgaben zu helfen. Die Hauptsache – der wichtigste Punkt ist für mich bei alledem, dass wir mit dieser Spezies Systeme von beiderseitigem Nutzen finden können. Wir können Wege finden, mit dieser Art zu interagieren, die nicht darauf abzielen, sie auszurotten, sondern darauf, ein Gleichgeweicht mit ihnen zu finden, das nützlich ist. Vielen Dank. (Applaus)
Quelle: die Intelligenz von Krähen
Saatkrähe
Mehr Info über Krähen (Corvus frugilegus)
Die Saatkrähe kann sowohl Zugvogel als auch Standvogel sein. Krähen führen eine monogame Dauerehe, brüten in zum Teil sehr großen Kolonien und verbringen die Nacht gemeinsam auf Schlafbäumen. Sie haben eine Fülle von sozialen Verhaltensweisen ausgebildet, zeigen ein ausgeprägtes Erkundungsverhalten und Werkzeuggebrauch!
Nebelkrähe