Beitrag Mo 24. Mai 2010, 23:51

Tier der Woche - Das Taubenschwänzchen

Bald fliegen sie wieder, die kleinen "Kolobris" - sofern sie den strengen Winter überstanden haben...

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Seit auch in unseren Breitengraden sommerliche Höchsttemperaturen von 35 bis 40 Grad keine Ausnahme mehr sind, finden sich in unseren Gärten immer häufiger fremdartig aussehende Insekten – so auch das Taubenschwänzchen, das eigentlich in Südeuropa heimisch ist.

War das etwa ein Kolibri an meiner Geranie? Nein, das kleine hektische Tierchen im Garten ist keineswegs ein aus dem Zoo ausgebrochener Vogel, sondern ein Schmetterling – genauer gesagt, ein Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum).



Den Namen hat es wegen seines hübschen, weißgefleckten Hinterteils, das einem Vogelschwanz ähnelt. Andere geläufige Namen sind Karpfenschwanz oder auch Kolibri-Schwärmer.

Die Verwechslung mit einem Kolibri kommt nicht von ungefähr: Allein die Flügelspannweite von bis zu 4,5 cm lässt erst einmal nicht an ein Insekt denken. Dazu kommt der auffällige Schwirrflug (der Flügelschlag ist so schnell, dass die Flügel kaum sichtbar sind) – das Taubenschwänzchen kann sowohl vorwärts als auch rückwärts fliegen und scheint beim Nektartrinken regelrecht in der Luft zu stehen. Auf den ersten Blick sieht es aus, als hätte es Federn am Hinterleib – es handelt sich jedoch um verlängerte Schuppen, die ihm beim schnellen Navigieren helfen. Auch der lange Rüssel kann bei flüchtigem Hinsehen leicht für einen Schnabel gehalten werden.

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Das Taubenschwänzchen ist ein Wanderfalter und kommt meistens im Mai / Juli aus Südeuropa über die Alpen nach Deutschland. Bis vor ein paar Jahren war normalerweise in Süddeutschland Endstation. In den extrem heißen Sommern 2003 und 2006 stieß das Taubenschwänzchen jedoch ungewöhnlich weit in den Norden Deutschlands vor.

Es fliegt am Tag, was für einen Nachtfalter ziemlich untypisch ist. Von allen tagaktiven Insekten, die Blüten besuchen, besitzt es den längsten Rüssel – bis zu 28 mm wurden schon gemessen! Mit diesem kann es auch aus Blüten trinken, die für andere Insekten zu tief sind.

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Die Geschwindigkeit, die es dabei an den Tag legt, ist Schwindel erregend: In nur fünf Minuten kann es mehr als 100 Blüten besuchen! Kein Wunder, dass es einen riesigen Energiebedarf hat und somit nicht allzu wählerisch sein darf – man kann es vor allem an Sommerflieder, Geranium, Petunie und Phlox, aber auch an Flockenblume, Natternkopf, Winde und Seifenkraut beobachten.

Die im Mai bis Juli zugewanderten Tiere legen ihre Eier bevorzugt an Labkraut und Sternmiere ab. Die grünen Raupen verfärben sich kurz vor der Verpuppung. Die Falter, die im September und Oktober fliegen, sind die Abkömmlinge der zugewanderten Generation. Meistens überleben sie die Winterkälte nicht, es sei denn, es handelt sich um ein besonders mildes Jahr oder die Puppen befinden sich zufällig an einem geschützten Ort. Die Taubenschwänzchen, die man im folgenden Sommer umherschwirren sieht, sind also wieder Migranten aus Südeuropa.

Quellen: NaBu, Insektenbox, Mein schöner Garten, Wikipedia